„Das Nusszweiglein“
Die Herzensgüte der Tochter
wendet alles zum Guten Auch die neueste CD-Produktion der Edition See-Igel begeistert
Maintal (leg). – Sie ziehen nicht nur die kleinen Zuhörer in ihren Bann. Die Produktionen der Edition See-Igel vom Bodensee sind auch für Erwachsene stets eine große Freude. Immer wieder gelingt es dem Ehepaar Ute Kleeberg und Uwe Stoffel, Musik zu entdecken, die in Archiven schlummert und ideal als klangliche Illustration von Märchen genutzt werden kann. Wobei auch die Auswahl der märchenhaften Geschichten immer wieder verblüfft, da Kleeberg und Stoffel diesbezüglich ebenfalls keineswegs ausgetretene Pfade nutzen, sondern oft auf Erzählungen stoßen, die kaum geläufig sind, deren Entdeckung sich aber zweifellos lohnt.
Dies ist auch bei der neuesten CD-Produktion „Das Nusszweiglein“ nach dem Märchen von Ludwig Bechstein der Fall, die sich wiederum ideal als Weihnachtsgeschenk für Groß und Klein ab sechs Jahren lohnt. Die Geschichte, die von dem Schweizer Schauspieler Samuel Weiss pointiert, einfühlsam und spannungsvoll zugleich vorgetragen wird, erinnert stark an die Grundidee von „Die Schöne und das Biest“. Ein Kaufmann sucht für seine jüngste Tochter einen grünen Nusszweig. Dabei kommt er in einen fürchterlichen Sturm und wird nur deshalb von einem Ungeheuer gerettet, weil er verspricht, diesem die erste Person zu überlassen, der er nach seiner Rückkehr zu Hause die Hand gibt. Unglücklicherweise ist dies seine jüngste Tochter, die er abgöttisch liebt. Mit allen Mitteln versucht der Kaufmann, das Ungeheuer auszutricksen. Doch dieses kommt ihm jeweils auf die Schliche. Schließlich erklärt sich die Tochter bereit, das Versprechen ihres Vaters einzulösen. Durch ihre Herzensgüte bricht sie das Eis und sorgt zudem dafür, dass das Ungeheuer, das in Wirklichkeit ein verzauberter Prinz ist, wieder zurückverwandelt und am Ende alles gut wird.
Ute Kleeberg und Uwe Stoffel haben für die spannende Geschichte passende Musik ausfindig gemacht, die jeweils ideal zum gerade erzählten Handlungsstrang passt. Sehr plastisch ist dabei der aufkommende Sturm mit Franz Schrekers Komposition „Der Wind“ für Violine, Klarinette, Horn, Violoncello und Klavier zu erleben. Die zu- rückgenommenen und ruhigen Momente der Geschichte werden beispielsweise durch Reinhold Glières feinsinnigen „Chanson populaire“ ebenfalls ideal musikalisch illustriert. Interessant sind ebenso die Begegnungen mit der kaum bekannten „Prélude für Violoncello und Klavier“ von Leo Ornstein sowie mit Robert Schumanns Duett aus den „Fantasiestücken“ op. 88 und Richard Strauss‘ „Andante cantabile für Horn und Klavier“. Hervorragend interpretiert werden die Kompositionen von Uwe Stoffel (Klarinette), Amanda Kleinbart (Horn), Kirsten Harms (Violine), Helmut Menzler (Violoncello) und Thomas Wellen (Klavier). So ist wieder eine vorzügliche Produktion der Edition See-Igel entstanden, die für 15,50 Euro unter der Nummer SG 036 in jedem guten CD-La- den erhältlich ist.
www.see-igel.de
Maintal Tagesanzeiger 20.Dezember 2014 Lars-Erik Gerth