Gackitas Ei

Seit vielen Jahren grämen sich
Grundschullehrerinnen und
Grundschullehrer, dass das
wunderbare Bilderbuch „Gackitas
Ei“
von Elisabeth Stiemert
und Antonella Bolliger-Savelli
nicht mehr aufgelegt wird.
Wer noch ein altes Exemplar
hat, hütet es wie seinen Augapfel.
Denn obwohl es ein inzwischen
wirklich altes Kinderbuch
ist, trifft die Geschichte von der
Henne Gackita und ihrem Sohn
Kroberto nach wie vor Kinder
und Erwachsene mitten ins Herz:
Gackita lebt ihren vielen Schwestern,
sehr legefreudigen Hennen,
auf einem Hühnerhof. Nur: Gackita
kann leider gar kein Ei legen.
Nicht ein einziges! Leicht
deprimiert fragt sich Gackita:
„Ein Huhn, das keine Eier legen
kann – wozu ist das denn nütze?“
Den Schwestern kommt die Antwort
schnell und ohne Überlegen
über den Schnabel: „Wir meinen:
Zu gar nichts!“
Doch bei einem ihrer einsamen
Spaziergänge findet Gackita
– ein Ei! Es liegt einfach da
im Sand herum und Gackita beschließt
es auszubrüten. Lange
Tage und glückliche Mondnächte
folgen, in denen sich Gackita
voller Vorfreude ihr perfektes
Kind vorstellt. Endlich knackt die
Schale und etwas beißt Gackita
in den gefiederten Popo …
Schulkinder lachen sich kaputt
über Gackita und vor allem
über ihren so ungeratenen Sohn,
das winzige – und leider immer
größer werdende – Krokodil
Kroberto. Es dauert eine ganze
Weile, bis auf dem Hühnerhof
alle miteinander auskommen.
Aber auch den erwachsenen
Lesenden lässt die Geschichte
nicht kalt: Wie Gackita zuerst
ganz enttäuscht davonlaufen
will und dann hinter sich
ein zartes Stimmchen hört, das
ruft: „Mama! Meine liebe Mama!“,
dann mit den Flügeln zuckt und
sich sagt: „Es ist nun mal mein
Kind, ich muss es nehmen, wie
es ist.“ „Gackitas Ei“ ist eine Parabel
über das Zusammenleben,
wenn Zusammenleben eigentlich
gar nicht möglich erscheint –
eine Geschichte über das Akzeptieren
von Unterschieden, über
viele Kompromisse und über die
Liebe.
Das Bilderbuch ist seit langem
nur antiquarisch erhältlich, doch
glücklicherweise gibt es ja die
herrliche Hörbuch-Ausgabe der
Edition See-Igel. Die Erzählerin
Karin Pfamatter liest wunderbar
gestaltend vor und die Musikauswahl
ist wieder einmal großartig:
Man hört zwischen den
Lesepassagen Musik von H. Villa-
Lobos, J. Ibert, D. Milhaud, A.
Tansmann, B. Britten, J. Françaix
und H. Suttermeister. Alle Stücke
sind für Holzbläser (Oboe, Klarinette,
Fagott) arrangiert, besonders
viele Stücke mit der Oboe
solo oder im Vordergrund. Was
könnte besser zu einer Hühnergeschichte
passen? Auch Musiklehrkräfte,
die „nur“ an schönen,
kleinen Musikstücken für Holzbläser
interessiert sind, werden
in diesem schönen Hörbuch mit
Musik fündig.
Birgit Jeschonneck
Friedrich Verlag | Grundschule Musik 97 | 2021

Ute Kleeberg (Musikalische
Gestaltung)
Gackitas Ei
Hörbuch nach dem Bilderbuch
von Elisabeth Stiemert und Antonella
Bolliger-Savelli
Ab 5 Jahren
Edition See-Igel 2019
CD: 12,90 €