Musikalisch literarischer Salon

Posted on Dez 16, 2022 in Presse

Reutlinger Generalanzeiger Samstag 26.11.2022
Armin Knauer
Mal charmant, mal zupackend
…Wie die beiden Schauspiel-Meisterinnen ihre Texte vortragen, ist dabei von reizvollem Kontrast.
Stella Maria Adorf ist die Direkte und Zupackende. Sie verschafft den Geschichten griffige Konturen, lässt die Figuren plastisch werden. Senta Berger bettet das Geschehen auf einen milden Humor, den sie mit einer Spur Wiener Akzent unterfüttert. Sie bringt die Szenen zum Schweben, vermittelt ihnen eine charmante Leichtigkeit. Die hoch assoziativen Sprachbilder der Gedichte Hilde Domins sind bei ihr wie funkelnde Luftgebilde, die wie eine faszinierende Erscheinung im Raum glitzern. »Ich setzte den Fuß in die Luft / Und sie trug«, lautet so ein Satz, dem Berger ein verschmitztes Lächeln hinterherschickt.
Hommagen an die Fantasie sind das zwischen den Prosatexten, die so schlicht und klar in die Alltagswelt der Menschen eintauchen, um dort das Wunder des Urvertrauens zu entdecken.
Zwischen den Texten breitet sich das Urvertrauen sozusagen in Musik aus. Und die der Pianist Christoph Grund am Flügel spielt: Bach, Brahms, Chopin, Debussy, Couperin, am Ende John Cage. Auch manch aufgewühltes Zweifeln an der Welt kocht da zuweilen hoch – vor allem das Debussy-Prélude ist wie ein unheilvoller Spuk in bedrohlicher Nacht.
Doch zumeist gibt die Musik Raum für das Tröstende. Strömt sacht und in sich ruhend. Bereit, die Gedanken zu tragen, die dem Besucher aus den vorhergehenden Texten im Kopf herumgehen. Unendlich feinfühlig weiß Christoph Grund das auszumalen. Auch das Donnergrollen – bei Debussy, bei Cage – hat bei ihm Magie…
https://www.gea.de/neckar-alb/kultur-in-der-region_artikel,-senta-berger-und-stella-maria-adorf-zu-gast-in-reutlingen-_arid,6687853.html